Hüftarthrose
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Was ist eine Hüftarthrose?
Das Hüftgelenk verbindet das Becken mit dem Oberschenkelknochen. Es handelt sich um ein sogenanntes Nussgelenk. Dies ist eine Sonderform des Kugelgelenks. Die Hüfte ist ein sehr tiefes Gelenk. Die knöchernen Gelenkpartner sind von einer Knorpelschicht überzogen. Dies ermöglicht eine reibungs- und schmerzfreie Beweglichkeit im Hüftgelenk. Wenn diese Knorpelschicht nicht mehr intakt ist spricht man von Knorpelverschleiß. Im Bereich der Hüfte von Hüftarthrose bzw. Coxarthrose ( lateinisch coxa= Hüfte).
Die Hüftarthrose ist die häufigste Form der Arthrose im menschlichen Körper. Es handelt sich um eine Erkrankung die über Jahre hinweg schleichend erfolgt. Die ersten Symptome treten meist erst dann auf, wenn die Knorpelschicht bereits stark geschädigt ist. Für die Diagnose ist eine Anamnese, eine klinische Untersuchung und v.a. eine Röntgenuntersuchung notwendig. Zu Beginn der Hüftarthrose ist der Gelenkknorpel geschädigt. Im späteren Verlauf sind auch weitere Strukturen wie die Bänder, der Knochen, die Gelenkkapsel und die Muskulatur betroffen.
Die Hüftarthrose ist der Hauptgrund für einen operativen künstlichen Gelenkersatz.
Risikogruppe für eine Hüftarthrose
- Alter: > 55 Jahren
- Geschlecht: weibliches Geschlecht
- Abstammung: Kaukasier (europäische Abstammung)
- Gewicht: Adipositas (Übergewicht)
- Aktivität: Leistungssportler oder Schwerarbeiter
- Vorgeschädigte Hüfte durch einen Unfall oder Fehlstellung (Dysplasie)
Die Funktionsfähigkeit des Hüftgelenks wird mit zunehmendem Alter weniger. Die ist zunächst nicht weiter behandlungsbedürftig. Wenn die verminderte Belastbarkeit sowie die verminderte Leistungsfähigkeit des Hüftgelenks den Patienten im Alltag einschränkt und deutlich hinter der altersgerechten Erwartung zurück bleibt sollte eine Therapie eingeleitet werden. Der größte Risikofaktor, um an einer behandlungsbedürftigen Hüftarthrose zu leiden ist das Alter.
Weitere Ursachen sind schwere berufliche Belastung oder Leistungssport, die eine frühzeitige Hüftarthrose begünstigen genauso wie eine vorgeschädigte Hüfte z.B. durch einen Unfall oder einer Hüftdysplasie.
Symptome
Wenn es in einem Hüftgelenk zu einem schnellen nicht altersgerechten Knorpelverlust kommt wird das Hüftgelenk zunehmend schmerzhaft und steif. Es kommt zu einer verminderten Beweglichkeit und Belastbarkeit des Hüftgelenks.
Im Anfangsstadium kommt es häufig zu einem sogenannten Anlaufschmerz d.h. die Beschwerden bestehen hauptsächlich zu Bewegungsbeginn. Nach Ruhezuständen ist das Hüftgelenk wie „eingerostet“ und muss erst eingelaufen werden. Desweiteren treten häufig belastungsabhängige Schmerzen auf.
Diese treten häufig bei stärkerer Belastung oder nach der stärkeren Belastung auf. Wenn die Arthrose weiter fortgeschritten ist leiden die Patienten häufig über Ruheschmerzen oder über permanente Schmerzen. Wenn die Schmerzen nachts oder in Ruhe auftreten. Eine Hüftarthrose kann auch zu ausstrahlenden Schmerzen ins Kniegelenk führen, so dass die Patienten vermehrt über Knieschmerzen klagen.
Wenn die Patienten über Ruheschmerzen und Nachtschmerzen klagen kann eine aktivierte (entzündliche) Hüftarthrose vorliegen oder ein fortgeschrittenes Stadium der Hüftarthrose die Ursache sein.
Weitere typische Symptome bei der Hüftarthrose sind:
- eine verringerte Beweglichkeit. Die Patienten klagen über Probleme beim Schuhe anziehen oder beim Sitzen in der Hocke.
- Eine verminderte Gehstrecke d.h. die Gehstrecke bis zum Auftreten von Hüftschmerzen ist vermindert oder ein sichtbares Hinken tritt auf.
- Schmerzen beim Drehen des gestreckten Beins nach außen
- Knack- und Reibegeräusche im Hüftgelenk
- Schmerzhafte Muskelverspannungen im Hüft,- und Lendenbereich.
Aktivierte Hüftarthrose
Bei einer aktivierten Hüftarthrose ist das Hüftgelenk überwärmt und schmerzhaft. Die Schmerzen treten häufig nachts auf. Es handelt sich um einen akuten entzündlichen Zustand (Arthritis des Hüftgelenks). Dieser Zustand klingt meistens schnell wieder ab und die Beschwerden werden wieder geringer aber die zugrundeliegende Hüftarthrose bleibt bestehen.
Stadien der Hüftarthrose
- Grad 0: eine gesunde glatte und elastische Knorpeloberfläche.
- Grad 1: beginnender Verlust an Knorpelgewebe. Die Knorpeloberfläche ist weich.
- Grad 2: Der Knorpel ist geschädigt aber der Knorpelüberzug ist noch intakt.
- Grad 3: Der Knorpelschaden betrifft 50-100% der Dicke der Knorpelschicht.
- Grad 4: Der Knochen unter dem Knorpel ist sichtbar. Es besteht eine sogenannte Knorpelglatze.
Entstehung der Hüftarthrose
Der Knorpel in unserem Körper ist ein elastisches und wasserspeicherndes Bindegewebe. Infolge des Alterungsprozesses wird der Wassergehalt und die Elastizität im Knorpelgewebe weniger. Die Dämpfungseigenschaft des Knorpelgewebes geht verloren. Es handelt sich um einen natürlichen Alterungsprozess. Nur wenn das Knorpelgewebe sich schneller verschlechtert als es dem Lebensalter des Patienten entspricht spricht man von einer Hüftarthrose. Die Knorpeldefekte reichen im Verlauf der Arthrose bis zur knöchernen Gelenkfläche. Infolgedessen steigt die Reibung und die mechanische Last an den Gelenkflächen. Die zunehmende Last auf den Gelenkoberflächen führt dazu, dass sich der Knochen unter den Gelenkflächen verstärkt. Dieses wird als subchondrale Sklerosierung und ist auch im Röntgenbild sichtbar.
Durch die vermehrte Last, die auf den Knochen wirkt, verbreitert sich die Gelenkfläche. Es entsteht eine größere Fläche durch Knochenanbauten am Rand, den sogenannten Osteophyten. Diese sind ebenfalls im Röntgenbild sichtbar.
Wenn die Knorpeloberfläche abgebaut ist kann Gelenkflüssigkeit in den Knochen diffundieren. Es kommt zu schmerzhaften Knochenödemen. Diese sind im Röntgenbild und im MRT gut sichtbar. Es gibt auch Flüssigkeitsblasen aus Gelenkflüssigkeit im Knochen (Geröllzysten).
Primäre Hüftarthrose
Bei der primären (oder idiopathischen = von alleine aufgetreten) Hüftarthrose ist die Ursache nicht bekannt. Es handelt sich meistens um Patienten um das 50. Lebensjahr. Die Hüftarthrose tritt häufig beidseits auf. Arthrose tritt an allen Gelenken aus einem komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren auf. Z.B. Stoffwechselveränderungen (Diabetes, Fettstoffwechsel), mechanische Gelenkprobleme mit verstärktem Knorpelabbau und Entzündungsreaktionen.
Ursachen der primären Hüftarthrose
- erbliche Ursachen: gehäuftes familiäres Auftreten von Hüftarthrose. Erbliche Knorpelschwäche, welche eine Hüftarthrose begünstigt.
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Z.B. Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer. Diese wirken sich negativ auf den Knorpel und die Sehnen aus.
- Bewegungsmangel: Knorpel wird passiv aus der Gewebsflüssigkeit ernährt. Es handelt sich um ein bradythrophes also nicht durchblutetes Gewebe. Wenn der Patient sich zu wenig bewegt wird der passive Knorpelstoffwechsel nicht ausreichend unterstützt und demzufolge nicht ausreichend Hyaluronsäure (knorpelerhaltende Gelenksschmiere) produziert
- Abnutzung: im Alter wird der Knorpel spröde und weniger belastbar
Sekundäre Hüftarthrose
Bei einer sekundären Hüftarthrose sind die Ursachen bekannt. Häufige Ursachen sind Fehlbildung wie z.B. Hüftdysplasie, Unfall und entzündliche Vorerkrankungen.
80% der Fälle mit Hüftarthrose gehören zu der Gruppe der sekundären Arthrose. Die Patienten sind meistens jünger als 50 Jahre und es ist häufig nur ein Hüftgelenk betroffen. Wenn der auslösende Faktor behoben werden kann ist häufig ein gelenkerhaltendes Vorgehen möglich.
Hüftdysplasie
Bei der Hüftdysplasie ist die Hüftpfanne ungenügend ausgebildet. Der Hüftkopf wird nicht ausreichend von der Hüftpfanne überdacht. Die Belastung des Hüftkopfknorpels erfolgt auf ein zu kleines Areal demzufolge kommt es zu einem vorzeitigen Knorpelverschleiß und einer frühen Hüftarthrose. Wird die Hüftdysplasie rechtzeitig diagnostiziert kann diese gut behandelt werden.
Aus diesem Grund erfolgt bereits im Säuglingsalter routinemäßig eine Ultraschalluntersuchung der Hüftgelenke. Die betroffenen Kinder können rechtzeitig behandelt werden. Demzufolge konnte die Anzahl der Fälle der Hüftdysplasie die zur Hüftarthrose führen deutlich gesenkt werden.
Untersuchung der Hüftarthrose
Es erfolgt zunächst eine ausführliche Anamnese. In dem Gespräch kann man schon oft Rückschlüsse auf das Stadium der Arthrose schließen.
Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung mit Untersuchung folgender Punkte:
- Körperhaltung im Stand
- Gangbild
- Beinlängendifferenz
- Prüfung der Beweglichkeit der Hüftgelenke auch im Seitenvergleich
- Abtasten nach schmerzhaften Bereichen
- Neurologische Untersuchung
- Überprüfung des Muskelstatus
Laboruntersuchungen/Untersuchung der Gelenkflüssigkeit
- In einigen Fällen ist es notwendig und hilfreich Laboruntersuchungen durchzuführen und das Gelenk zu punktieren.
- Es können bakterielle Entzündungen oder rheumatische Erkrankungen diagnostiziert werden.
- Sonografie (Mit Hilfe der Sonographie können Bänder, die Gelenkkapsel und Weichteile untersucht werden. Es kann auch eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Rahmen einer Entzündung dargestellt werden.)
Röntgen
Das Mittel der Wahl zur Diagnosesicherung der Hüftgelenksarthrose ist das Röntgenbild. Das Röntgenbild wird im Stehen unter Belastung durchgeführt. Im Röntgenbild lässt sich das genaue Stadium de Hüftarthrose diagnostizieren.
MRT ( Magnetresonanztomographie)
Die MRT Untersuchung ist notwendig bei der Beurteilung von:
- Knorpel
- Knochenmarksödemen
- Labrum acetabulare (Gelenklippe)
- Zustand von Bändern und Weichteilen.
Differentialdiagnose Leistenschmerz
Viele Patienten leiden an ziehende Schmerzen in der Leiste oder einem Druckgefühl.
Die Ursache dieser Beschwerden können Hüftschmerzen, ausstrahlende Schmerzen aus der Lendenwirbelsäule sein oder auch Beschwerden aus dem Bauchraum, Leistenbrüche, Nerven-und/oder Gefäßstörungen.
Desweiteren kann eine Erkrankung an Sehnen und Muskeln vorliegen, eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) am Hüftgelenk. Es gibt auch unerkannte Knochenbrüche am Becken bei Osteoporosepatienten.
Wie kann man Hüftarthrose vorbeugen?
- Bewegung mit gelenkschonenden Sportarten wie Radfahren und Schwimmen (d.h. viel bewegen, wenig belasten)
- Übergewicht vermeiden: bereits eine Verringerung des Körpergewichts von 5 kg kann das Arthroserisiko um nahezu 50 % senken.
- gesunde Ernährung: Alkohol und Nikotin meiden stattdessen viel grünes Gemüse und wenig rotes Fleisch.
- Kräftigung der Muskulatur (entlastet den Knorpel)
- Dehnen der Muskulatur verbessert die Beweglichkeit im Gelenk
- kein schweres Heben
- Dauermedikation mit Schmerzmittel vermeiden
- Wärmeanwendungen
- basische Umschläge und Bäder mit basischen Mineralsalzen
- Schuhwerk mit dämpfenden Sohlen
Das Wichtigste bei der Hüftgelenksarthrose ist die Prävention. Die beste Prävention ist ein normales Körpergewicht und sich viel zu Es ist ebenso wichtig nach sportlicher Betätigung dem Körper eine ausreichende Regeneration zu ermöglichen. Gerade bei Patienten mit Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Rheuma und Gicht ist es wichtig, dass diese gut eingestellt sind, um die Entzündungsneigung im Körper zu reduzieren. Auch bei Diabetikern ist eine gute Einstellung des Blutzuckers gelenkschützend. Nach Möglichkeit sollten die Stoffwechselgifte Alkohol und Nikotin vermieden werden.
Ernährungstipps bei Hüftarthrose
- Heilfasten senkt die Entzündungswerte im Körper bei aktivierter Arthrose
- Lauchgemüse und Zwiebeln haben eine knorpelschützende Wirkung.
- vermehrt ungesättigte Fettsäuren wie z.B. Fisch konsumieren senkt die Entzündungsneigung
- gesättigte Fette vermeiden (wenig Fleisch und Milch)
- Milch als verarbeitete Milchprodukte wie Käse, Buttermilch usw. konsumieren
- Vitaminreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse
- viel Spurenelemente und Nährstoffe einnehmen
Konservative Therapie
- Gewichtsreduktion
- Bewegung
- orthopädische Hilfsmittel (z.B. Schuhzurichtung Belastungsänderung der Beinachse, Orthesen, Bandagen, Gehhilfen)
- schmerz- und entzündungshemmende Medikamente
- physikalische Therapie (Wärme, Kälte, Injektion mit Hyaluronsäure)
- Akupunktur
- Physiotherapie
- Spritzenbehandlung
Die konservative Therapie bei der Arthrosebehandlung ist sehr wichtig, um den allgemeinen Verlauf der Erkrankung mit den dadurch entstehenden Schmerzen und Beschwerden zu Durch die konservative Behandlung kann der Patient im Alltag wieder schmerfrei oder zumindest schmerzgebessert aktiv sein. Es ist möglich die Entzündungen zu dämpfen und die Beweglichkeit zu erhalten. Durch diese Therapiemaßnahmen kann die Lebensqualität des Patienten wiederhergestellt werden.