Kalkschulter
Was ist eine Kalkschulter?
Unter einer Kalkschulter (Tendinosis calcarea oder Kalkdepot), versteht man eine Erkrankung im Bereich der Schultersehnen. Es finden sich Kalkablagerungen, sogenannte Kalziumsalze, im Ansatzbereich der Sehne. Insbesondere ist bei diesem Erkrankungsbild die Supraspinatussehne betroffen. Am häufigsten sind Patienten zwischen dem 30ten und 50ten Lebensjahr betroffen. Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko eine Kalkschulter zu bekommen.
Was ist die Supraspinatussehne?
Die Supraspinatussehne ist eine der vier Sehnen, die zusammen die Rotatorenmanschette der Schulter bilden. Die Rotatorenmanschette besteht aus den Sehnen der Muskeln Supraspinatus, Infraspinatus, Teres minor und Subscapularis. Die Supraspinatussehne verläuft oberhalb des Schultergelenks und entspringt am oberen Teil des Schulterblatts (Scapula). Sie verläuft dann unter dem Schulterdach (Acromion) und setzt an der Oberseite des Oberarmknochens (Humerus) an.
Die Hauptfunktion der Supraspinatussehne besteht darin, die Schulter zu stabilisieren und die Bewegung des Oberarms zu ermöglichen. Sie ist insbesondere für die Abduktion (Anheben des Arms zur Seite) und Außenrotation des Arms verantwortlich. Die Sehne ist anfällig für Verletzungen und Degeneration, was zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen führen kann, wie es beispielsweise bei einer Kalkschulter der Fall sein kann.
Ursachen der Kalkschulter
Ursachen und Risikofaktoren einer Kalkschulter können vielfältig sein und in der Regel handelt es sich um eine Kombination von verschiedenen Faktoren.
Ein Grund kann die Minderdurchblutung der Sehnen der Schulter sein. Wie schon oben beschrieben ist die Supraspinatussehne, die am häufigsten betroffene Schultersehne. Sie läuft zwischen Schulterdach und Oberarmkopf und kann durch ein Impingement (Schulterenge) eine Sauerstoff- und Nährstoffunterversorgung bekommen. Zusätzlich ist sie durch die Schulterenge einer Mehrbelastung ausgesetzt. Dies wiederum begünstig degenerative Veränderungen sowie die Entstehung einer Kalkschulter.
Einige weitere häufige Ursachen und Risikofaktoren von Kalkdepots im Schultergelenk sind:
Im Laufe der Zeit kann es zu degenerativen Veränderungen in den Sehnen der Schulter kommen, die zu einer Schwächung und Verletzlichkeit führen. Dies kann das Risiko einer Kalkschulter erhöhen.
Häufige und wiederholte Bewegungen der Schulter, insbesondere in ungünstigen Positionen oder mit hoher Belastung, können zu Mikroverletzungen der Sehnen führen. Dies kann die Entstehung von Kalkablagerungen begünstigen und als mögliche Ursache definiert werden.
Das Risiko einer Kalkschulter steigt mit dem Alter. Personen über 40 Jahren sind häufiger betroffen. Frauen scheinen ein etwas höheres Risiko zu haben als Männer.
Vorangegangene Verletzungen der Schulter, wie zum Beispiel Sehnenrisse oder Entzündungen, können das Risiko einer Kalkschulter erhöhen.
Einige Stoffwechselstörungen, wie beispielsweise Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen, werden mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Kalkschulter in Verbindung gebracht.
Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Veranlagungen eine Rolle bei der Entstehung einer Kalkschulter spielen können. Personen mit Familienangehörigen, die bereits an einer Kalkschulter leiden, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko.
Zusammengefasst ergeben sich die folgenden möglichen Ursachen:
- Erhöhte Belastung der Sehne
- Minderdurchblutung der Sehne
- Impingement Syndrom (Schulterenge)
- Schlecht eingestellte Diabetiker
Entwicklung und Verlauf der Kalkschulter
Die Entwicklung und der Verlauf einer Kalkschulter können individuell unterschiedlich sein. Im Allgemeinen kann der Verlauf der Erkrankung in vier Phasen unterteilt werden:
Die Phase eins ist die der Zellumwandlung. Hier wird das Sehnengewebe zur Faserknorpel umgewandelt. In dieser Phase treten normalerweise keine Beschwerden auf. Die Umwandlung ist auf Röntgenbildern nicht zu erkennen
Die zweite Phase beschreibt die Verkalkung. Hier stirbt Knorpelgewebe ab und es kommt zu Kalkeinlagerungen. Ab dieser Phase kann eine Kalkschulter diagnostisch (Ultraschall oder Röntgen) nachgewiesen werden. Oft leiden die Betroffenen
In der dritten Phase kommt es zur Resorption, also zur Auflösung des Kalkdepots. Dies kann mit einer starken Entzündung einhergehen und starke Schmerzen verursachen.
Die letzte Phase ist die Reparaturphase. Hier löst sich das Kalkdepot auf. Schulterbeschwerden treten ebenfalls nach wie vor auf.
Symptome der Kalkschulter
Je nachdem in welcher Phase man sich gerade befindet variiert auch die Schmerzstärke und die Art der Beschwerden. Die Kalkschulter hat sich meist über Jahre hinweg mehr oder weniger unbemerkt gebildet. Und dann ist auf einmal der Schmerz da. Plötzlich einschießende Schmerzen beim Heben des Armes und bei Drehbewegungen sind im Vordergrund. Erst bei entsprechender Größe des Kalkdepots sind die Schmerzen dauerhaft. Das macht sich vor allem beim Liegen auf der betroffenen Seite bemerkbar. Patienten können vor Schmerzen oft gar nicht schlafen.
Hier schildern wir Ihnen die häufigsten Anzeichen und Symptome, die auf eine Kalkschulter hinweisen können:
Schulterschmerzen: Das charakteristischste Symptom einer Kalkschulter ist Schmerzen in der Schulterregion. Die Schmerzen können plötzlich auftreten oder sich allmählich entwickeln und werden oft als dumpf, stechend oder brennend beschrieben. Die Intensität der Schmerzen kann von leicht bis stark variieren.
Bewegungseinschränkungen: Eine Kalkschulter kann zu Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk führen. Betroffene haben häufig Schwierigkeiten bei der seitlichen Anhebung (Abduktion) des Arms oder bei der Ausführung von Rotationen des Arms.
Nachtschmerzen: Viele Menschen mit einer Kalkschulter erleben besonders nachts Schmerzen, die den Schlaf stören können. Das Liegen auf der betroffenen Schulter kann besonders unangenehm sein.
Schmerzen bei Belastung: Aktivitäten, die die Schulter belasten, wie das Heben schwerer Gegenstände oder das Ausführen von Überkopfbewegungen, können die Schmerzen verstärken.
Kraftverlust: In einigen Fällen kann eine Kalkschulter zu einem Kraftverlust und einer verminderten Funktionsfähigkeit des betroffenen Arms führen.
Folgende Symptome kann eine Kalkschulter verursachen:
- Schmerzen im seitlichen und vorderen Schulterbereich
- Bewegungseinschränkung des Schultergelenks
- Schmerzen beim Heben und Abspreizen des Armes
- Schmerzen beim Nackengriff
- Schmerzen bei Überkopfarbeit
- Schmerzen im Liegen auf der betroffenen Seite
- Nachtschmerz
- Bewegungsunfähigkeit des Armes (Pseudoparalyse)
Diagnose der Kalkschulter
Die ausführliche Anamnese und die genaue klinische Untersuchung können schon die ersten Hinweise auf die Erkrankung geben. Meist ist die Abspreizbewegung und Überkopfarbeit schmerzhaft. Ein typisches klinisches Zeichen ist der starke Schmerz, wenn man auf der betroffenen Schulter liegt. Die Diagnose erfolgt mit einem Röntgenbild oder Ultraschall. Durch die Ultraschalldiagnostik kann die genaue Lage des Kalkes bestimmt werden und gleichzeitig kann auch die Rotatorenmanschette beurteilt und etwaige Läsionen ausgeschlossen werden.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist bei dieser Erkrankung nicht notwendig.
Behandlung einer Kalkschulter
Orale Schmerzmedikation
Bei akuten Schmerzen erfolgt zunächst eine orale entzündungshemmende Schmerzmedikation. Bringt dies keine ausreichende Schmerzlinderung und Besserung der Bewegungseinschränkung kann eine Infiltration notwendig werden. In der Regel kommt es zu einer schnellen Reduktion der Schmerzen.
Physikalische Therapie
Physikalische Therapie (Kryotherapie) und Physiotherapie sind wichtige unterstützende Maßnahmen. Gezielte Übungen und Therapiemaßnahmen können helfen, die Schultermuskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu reduzieren.
Auch Stoßwellenbehandlungen können durchgeführt werden. Bei der Stoßwellenbehandlung werden Schallwellen auf die zu behandelnden Körperbereiche geleitet. Durchschnittlich sind hier 3-5 Sitzungen im wöchentlichen Abstand notwendig. Diese sind sehr nebenwirkungsarm.
Die Röntgenschwachbestrahlung ist auch eine Therapiemöglichkeit, die jedoch zunehmend in den Hintergrund gerät. Die Strahlenbelastung ist gering. In hartnäckigen Fällen ist ein ultraschall-gezieltes Needeling eine sehr gute Möglichkeit die Kalkschulter zu behandeln. Hier wird das Kalkdepot mit einem Ultraschallgerät aufgesucht und dann mit einer Infiltrationsnadel ein sogenanntes Needeling durchgeführt und die Schulter „gespült“. Der Kalk wird durch die Nadel zerkleinert und wieder entfernt. Dies kann in der Ordination mit lokaler Betäubung durchgeführt werden. Dieses ambulante Needeling ist eine sehr effektive und schonende Alternative zur der operativen arthroskopischen Schulterspülung.
Ziel all dieser Maßnahmen ist das Erreichen einer Schmerzfreiheit, damit die Betroffenen wieder vollste Lebensqualität genießen können.
- NSAR
- Physikalische Therapie (z.B. Kryotherapie)
- Physiotherapie
- Stoßwellenbehandlung
- Röntgenschwachbestrahlung
- Infiltration
- Ultraschall-gezieltes Needeling