Spinalkanalstenose
Übersicht
Bei der Spinalkanalstenose liegt eine Verengung des Wirbelkanals vor, in welchem das Rückenmark verläuft. Ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Auswüchse können das Rückenmark einengen und Druck auf die Nervenwurzeln ausüben. Dies führt zu Beschwerden wie ausstrahlende Schmerzen in die Arme oder Beine, Gangstörungen, Sensibilitätsstörungen. Die Spinalkanalstenose tritt häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule auf zwischen den Wirbeln L4/L5 oder im Bereich der Halswirbelsäule auf.
Was ist eine Spinalkanalstenose?
Der Spinalkanal wird von den aufeinander aufbauenden Wirbeln gebildet. In dem Spinalkanal verläuft das Rückenmark, welches von mehreren Rückenmarkshäuten geschützt ist. Im Lendenwirbelbereich verlaufen die gebündelten Nervenwurzeln welche auf jeder Bandscheibenhöhe links und rechts davon die Wirbelsäule durch Neuroforamina verlassen. Diese versorgen bestimmte Segmente oder Extremitäten des Körpers. Eine Spinalkanalstenose liegt vor, wenn der Wirbelkanal eingeengt wird.
Somit entsteht Druck auf diesem Teil des Zentralnervensystems sowie auf alle Nerven, die darin verlaufen. Somit treten die Beschwerden in dem Gebiet/Segment auf, welches von dem Nerv versorgt wird. Die Neuroforamina können ebenfalls eingeengt werden. Wenn die Rückenmarksnerven an der Austrittsstelle, dem Neuroforamen, eingeengt werden spricht man von einer Foraminalstenose.
Der Druck auf die Nerven verursacht Rückenbeschwerden und ausstrahlende Schmerzen in die Gliedmaßen. Zusätzlich können Sensibilitätsstörungen, Störungen der Reflexe sowie Bewegungsstörungen auftreten.
Symptome der Spinalkanalstenose
Die Patienten, die unter einer Spinalkanalstenose der LWS leiden klagen über:
- Rückenschmerzen
- Ausstrahlende Schmerzen in die Beine
- Schwäche in den Beinen
- Körperliche Belastbarkeit nimmt ab
- Verminderte Gehstrecke
- Häufige Steh- und Sitzpausen sind notwendig (Claudicatio spinalis, wirbelsäulenbedingte Schaufensterkrankheit)
- Sensibilitätsstörungen, Gefühlsstörungen der Fußsohle
- Taubheit
- Lähmungserscheinungen
- Missempfindungen wie Ameisenlaufen, brennende Schmerzen
- Störungen des Sexuallebens
- Verlust der Kontrolle über Stuhlgang und Harn
Was ist Claudicatio spinalis?
Symptome:
- Rückenschmerzen
- ausstrahlende Schmerzen in die Beine
- Schwäche in den Beinen
- Zunahme der Schmerzen beim Gehen
- Wadenkrämpfe
- sofortiges Nachlassen der Schmerzen bei vornübergebeugter Haltung oder durch Hinsetzen
- Sensibilitätsstörungen
- Gangunsicherheit
Eine Spinalkanalstenose tritt häufig auf der Höhe L4/L5 auf. Beim aufrechten Gang und beim Sitzen trägt die Lendenwirbelsäule die größte Last des Köpergewichts. Die Patienten klagen dementsprechend häufig über Schmerzen im Bereich des unteren Rückens sowie über Beinschmerzen. Durch den stetigen Druck auf das Rückenmark kommt es zu einem gestörten Fluss des Nervenimpulses ins Bein. V.a. beim Gehen klagen die Patienten über Schmerzen sowie über Wadenkrämpfe. Durch das nach vorne beugen mit dem Oberkörper verschafft der Patient der eingeengten Lendenwirbelsäule Erleichterung und die Schmerzen lassen nach.
Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule (HWS)
Symptome:
- Nackenschmerzen
- Ausstrahlende Schmerzen in die Arme
- Muskelverspannungen im Nackenbereich
- Taubheitsgefühl und „Ameisenlaufen“ in den Armen/Händen
- Brennende Schmerzen
- Schwäche in den Armen
- Störung der Feinmotorik
Durch die Spinalkanalstenose auf Höhe der Halswirbelsäule kommt es zu Beschwerden im Bereich des Gesichts, der Arme und Hände. Die Patienten klagen häufig über starke Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich. Sie haben Probleme bei alltäglichen Verrichtungen wie das Zuknöpfen eines Hemdes oder das Ergreifen von Gegenständen. Die Feinmotorik ist insgesamt gestört.
Ursachen der Spinalkanalstenose
- Wirbelgleiten (Spondylolisthese)
- Chronische Bandscheibenvorfälle
- Knochenanbauten (Spondylophyten) und-verdickungen im Spinalkanal
- Arthrose der Facettengelenke mit Größenzunahme
- Verdickung der Bänder der Wirbelsäule
- Angeborene Wirbelkanalstenose: Knochen zwischen Wirbelkörper und Facettengelenk sind zu kurz (sehr selten)
Diagnose der Spinalkanalstenose
Für die Diagnose einer Spinalkanalstenose ist eine ausführliche Anamnese sowie eine körperliche Untersuchung inkl. neurologischer Untersuchung notwendig. Im weiteren Verlauf sollten eine Röntgen sowie eine MRT Untersuchung durchgeführt werden. Nur in Zusammenschau aller diese Befunde kann man die Diagnose einer Spinalkanalstenose stellen.
Konservative Therapie der Spinalkanalstenose
In vielen Fällen haben die Patienten mit einer spinalen Stenose keine Beschwerden oder Beeinträchtigungen. Wenn die Patienten keine Beschwerden haben ist eine Spinalkanalstenose auch nicht behandlungsbedürftig, auch nicht zur Vorbeugung klinischer Symptome. Wenn Beschwerden bestehen, sollten diese auch dringend behandelt werden, um eine weitere Verschlechterung und weitere irreversible Dauerschäden zu verhindern.
Konservative Therapiemöglichkeiten:
- Schmerzmittel
- Infiltrationen (z.B.: epidurale Flutungen)
- Rückenschule, Physiotherapie
- Physikalische Therapie (Elektrotherapie, Bäder, Fango)
- Kurzfristige Kortisontherapie
- Antidepressiva, falls erforderlich zur psychischen Entlastung
- Cannabinoide
Es ist wichtig, dass der Arzt gemeinsam mit dem Patienten und v.a. nach dessen Bedürfnissen eine geeignete Therapie findet. Die Lebensumstände sowie Gewichtskontrolle sind ebenfalls wichtig. Die Spinalkanalstenose wird zunächst symptomatisch mit medikamentöser Schmerztherapie behandelt sowie physikalischer Therapie und Physiotherapie.
Im weiteren Verlauf erfolgt die interventionelle Schmerztherapie mit Infiltrationsbehandlung. Eine Rückenschule zur Kräftigung der Rückenmuskulatur ist ebenfalls empfehlenswert. Temporär kann man auch ein Korsett tragen, welches die Stellung der Wirbelkörper zueinander beeinflusst und damit eine Erleichterung bringt. Wenn es trotz konservativer Therapie zu einer Zunahme der Beschwerden mit neurologischen Defiziten kommt sollte eine Operation der Spinalkanalstenose erfolgen, um eine dauerhafte Schädigung des Nervensystems zu vermeiden.